Ein (letzter) Besuch in der historischen "Manner Villa"

Wir besuchen die „Manner-Villa“

 

Was verbinden Sie mit dem Wort "Manner "?

Möglicherweise die köstlichen Süßwaren-Schnitten die weltweit bekannt ist,oder deren Symbol den Stephansdom?

Diese Spezialitäten sind uns ebenfalls sofort in den Sinn gekommen.

Aber haben Sie schon etwas von der „Manner-Villa“ gehört, die sich weit draußen im 17. Bezirk in Hernals befindet? In diesem Baujuwel,einer Mischform des Heimatstils und Secessionismusals Jugendstil-Villa 1910-1914 vom Architekten Peter Paul Brang errichtet, , wohnte Carl Manner, der Enkelsohn des Firmengründers, bis zu seinem Tod im Jahre 2017.

Seither wird es ruhig in dieser Prachtvilla die heute in Luxuswohnungen umgebaut wird.

Der Immobilien-Developer und Eigentümervertreter Michael Kuenburg, der das Anwesen mit Dipl. Ing Christoph Huber entwickelt, gewährte uns im Februar 2022 einen Einblick in dieses Prunkgebäude.

Durch das imposante Eingangsportal betreten wir das große Stiegenhaus und wir sind von der Würde des Hauses gleich eingenommen.

Das Treppengelände und die großen Fenster mit den eingefassten bunten Glasdekor-Elementen verleihen dem Ambiente eine feine Noblesse.

Der hier ausgelegte rote Teppichboden gibt dem Treppenhaus einen imperialen Stil, doch Herr Kuenburg hält fest, dass dieser erst in den 50zigerJahren auf die Granitstiegen ausgelegt wurde. Der Entwickler führt uns in den ersten Stock in den großen Ballsaal, der sich uns, obwohl heute ausgeräumt, noch im ursprünglichen Originalzustand erschließt.

 

Der eingefasste Kaminofen steht noch an seinem Platz. Die altmodisch wirkenden gelben Vorhänge umrahmen wie verstummte Zeugen die Fenster. An der Decke des Saales erblicken wir ein prachtvolles Gemälde, es zeigt mehrere Putti, welche mit Blumen in den Händen im Himmel tanzen. Mittig schwebt eine wunderschöne Aphrodite. Über den hohen Türen und an den Wänden der über 4 Meter hohen Räume sind schöne Stuckaturen angebracht. Auch alte historische Tapeten zieren die Räume. An einer Stelle ist jedoch aufgrund einer plump durchgeführten baulichen Untersuchung eine unhübsche Beschädigung zu erkennen, die auch der Developer bekrittelt.

Die Villa soll sanft zu einer Top-Immobilie je Geschoß eine Großwohnung umgebaut werden. Luxus-Wohnungen werden in diesem historischen Gebäude - welches übrigens nicht unter Denkmalschutz steht - entstehen,im Dachgeschoß entstehen vier neue Einheiten so der Plan. Dabei soll jedoch der historische Kern, all die schönen baulichen Elemente aus der Vergangenheit, darunter auch die edlen Türschnallen, die Original-Doppelflügel-Schiebetüre, fachgerecht in dem Umbau integriert und so erhalten bleiben. Zwar wurde vor Verkauf der Villa das Mobiliar - wir meinen leider - verkauft, doch herrscht in der Villa noch genügend Substanz vom alten Esprit.

Wir vom „Forscherteam Wiener Unterwelten“ haben bei unseren vielen Touren durch Wien (und auch in anderen Städten) bemerkt, dass in den letzten Jahren überall ein rascher Bauboom im vollen Gange ist. Uns ist klar, dass man nicht alle alten historischen Gebäude erhalten kann, und das Hauptziel vieler Immobilienfirmen ist, möglichst viel Wohnraum zu schaffen und dabei viel zu verdienen. Oft ist es für gewiefte Investoren rentabler und billiger alte Bauwerke schnell und möglichst schmerzlos abzureissen. Ob dabei der historische Wert verloren geht, ist leider vielen Firmen egal. Wir haben schon oft das „Sterben“ und „Ausradieren“ von denkmalwürdigen Gebäuden miterlebt und dokumentiert.

Beim Betrachten der alten „Manner-Villa“ - im momentanen Zustand - haben wir jedoch den Eindruck gewonnen, dass hier ein ehrliches Bemühen vorherrscht, das noch verbliebene historische Ambiente, in eine neue Epoche hinüber-zu-transferieren. Trotz des geplanten Großumbaus soll - laut der uns gezeigten diversen Pläne - ein harmonisches Zusammenhalten „Vergangenheit-Zukunft“ realisiert werden. Herr Kuenburg meint auch, dass, wenn man niemals in der Geschichte vorhergehende Bauten abgeräumt hätte, wir immer noch in unbequemen mittelalterlichen Gemäuern hausen würden. Er erkennt aber auch, dass die hier verbliebenen Jugendstil-Elemente ein wertvolles Kapital sind und auch den Wert der Villa steigert.

Wir wollen uns hier zunächst bei Herrn Michael Kuenburg bedanken, der uns unkompliziert und offen diese phantastische Villa gezeigt hat.

 

Text: Marcello La Speranza

Fotos: Lukas Arnold